Alles META?

Startseite des META-KatalogsWer nach feministischer Lektüre und geschlechtergeschichtlichem Archivgut sucht, hat eine neue Erstadresse. Der META-Datenkatalog lässt Nutzer_innen die Bestände unterschiedlichster deutschsprachiger Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -informationsstellen durchsuchen. Und das online auch von zu Hause aus! Hinter dieser vielleicht einfach erscheinenden virtuellen Vernetzung stecken aber auch Denkarbeit und technische Ressourcen.

Nachdem in diesem Blog bereits Beiträge über diverse Forschungseinrichtungen und -ergebnisse erschienen sind, soll diesmal ein besonderes Forschungstool im Mittelpunkt stehen: der META-Datenkatalog.

Online-Bibliothekskataloge und Vernetzungsplattformen sind an und für sich nichts Neues. Aber auch hier, wie in so vielen Bereichen, sind in der Netzlandschaft Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie die Einrichtungen, die diese betreiben, unterrepräsentiert. Um mehr Sichtbarkeit für ihre Bestände und ihre Institutionen zu erreichen, entschlossen sich die Einrichtungen des Dachverbands deutschsprachiger Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -informationsstellen, i.d.a., vor zehn Jahren, einen gemeinsamen Katalog zu erschaffen.

Sichtbar durch Vernetzung: Die Entstehung

Die Vernetzung deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive und -bibliotheken blickt auf eine über 30-jährige Geschichte zurück: Seit 1983 treffen sich bereits Fraueninformationseinrichtungen regelmäßig (zuerst halbjährlich, jetzt jährlich). Die Einrichtungen gründeten 1994 den Verband i.d.a. als gemeinnützigen Verein. Mitglieder von i.d.a. nehmen regelmäßig an europäischen und internationalen Treffen feministischer sowie lesbischer bzw. LGBTQ Vernetzungen wie zum Beispiel der LGBTQ+ ALMS – Archives, Libraries, Museums and Special Collections Conference teil.

META führt Daten zusammen.

Die Idee für einen gemeinsamen Katalog entsprang der internationalen Know-How-Konferenz feministischer Archive und Bibliotheken 2006 in Mexiko City, die i.d.a.-Vorstandsfrau Sabine Balke (vom Spinnboden in Berlin) besucht hatte. Beim nächsten i.d.a.-Treffen wurde über die Konferenz berichtet und der Vorschlag eingebracht, die Sichtbarkeit ihrer Vernetzung durch eine Meta-Datenbank, in der alle Bestände der i.d.a.-Mitglieder erschlossen sind, zu erhöhen. Die Meta-Ebene hat hier zwei Bedeutungen: Es handelt sich einerseits um eine Meta-Datenbank, die andere Datenbanken zusammenlegt.[1] META ist andererseits aber auch eine Datenbank voller Metadaten, also von Daten, die die jeweiligen Bestände beschreiben.

2012 erfolgte eine Finanzierung durch das deutsche Bundesministerium für Familie, Jugend, Senioren und Frauen.[2] Über die nächsten drei Jahre wurden Inhalt und technische Umsetzung von einem Team diskutiert und ausgearbeitet, bis 2015 der Online-Katalog der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.

Die Verwirklichung: Eine Suchmaske für alle Einrichtungen

Der Katalog wurde November 2015 im Rahmen des 50. i.d.a.-Treffens in Luxemburg, begleitet von entsprechenden Feierlichkeiten, online gestellt. Die Betaversion, die zunächst online ging, trennte die Bestände in 16 Dokumententypen auf: Akte, Ansichtskarte, Archivarische Sammlung, Artikel, Autograf, Buch, Objekt, Datenträger, Film, Fotografie, Hochschulschrift, Nachlass/Vorlass, Noten, Plakat, Tonträger, Zeitschrift.[3] Die Bestände von 29 der damals 36 i.d.a. Mitglieder aus Deutschland, Italien, Luxemburg, der Schweiz und Österreich wurden in META erfasst.[4]

Es ist gerade die Vielfalt der beteiligten Einrichtungen und ihre unterschiedlichen Erfassungssysteme, die META zu einer besonderen Errungenschaft machen. Viele von den Einrichtungen, die unter i.d.a. versammelt sind, hatten schon Kataloge, aber sie erfassten ihre Beiträge nicht in der gleichen Weise. Verschiedene Beschlagwortungssysteme wurde verwendet; manche Einrichtungen erschlossen Sammelbände und Zeitschriften bis auf Artikel-Ebene, andere nicht. Für einige Einrichtungen bedeutete die Aufnahme in META überhaupt die erste Online-Erschließung.

Die diversen Erfassungsmethoden konnten durch METAs Flexibilität miteinander vereinbart werden. Die jeweiligen Einrichtungen lieferten die Daten ihrer Bestände, so wie sie sie selbst erfassen, und diese Daten wurden in META eingespeist. Zwar ergeben sich einige Ungereimtheiten daraus, aber Querverbindungen und Hinweise auf „ähnliche Einträge“ verhelfen auch zu einer verbesserten Suche. Margit Hauser beschrieb den Stand und die Hintergrundgedanken zum Zeitpunkt der Online-Stellung so:

Durch unterschiedliche Erfassungsformen werden dieselben Dokumente manchmal mehrfach angezeigt. Dahinter steckt, dass wir vom status quo ausgingen und nicht – wie in herkömmlichen Verbundkatalogen – alles, was sich nicht exakt der Norm fügt, ausgeschlossen haben. Wir wollten im Gegenteil alles hereinholen – und das ist auch durchaus ein bisschen rebellisch.[5]

Die META-Karte zeigt die Standorte der beteiligten Einrichtungen.

Der META Katalog ermöglicht verschiedene Sucharten, und er veranschaulicht diverse Verbindungen zwischen Beständen sowie zwischen Einrichtungen. Gleich auf der Startseite ist unter der Suchleiste eine Karte mit eingezeichneten i.d.a.-Einrichtungen zu sehen. Darunter werden die beteiligten Einrichtungen nach Land alphabetisch aufgelistet. Aus Österreich sind die Bibliotheken Frauen*solidarität und AEP, sowie STICHWORT und die Sammlung Frauennachlässe vertreten. So lassen sich die gewünschten Einrichtungen schnell und user_innenfreundlich für die Suche auswählen.

Service und Subversivität

META Tag-Cloud

Der Themenüberblick auf der Startseite zeigt auch, dass der Katalog außergewöhnlich ist. Unter den größten Worten der Schlagwortwolke sind die Begriffe „Frauenbewegung“, „Feminismus“, „Sexualität“, aber auch „Politik“, „Erwerbstätigkeit“, „Familie“ oder „Lesben“. Die Schlagwortwolke  spiegelt feministische Themen wider, die in anderen Informationseinrichtungen oft untergehen können. Wird auf einen Begriff geklickt, werden direkt die Suchergebnisse für das Schlagwort gezeigt. Bei den Suchergebnissen gibt es dann ebenfalls – wie in Suchmaschinen großer Bibliotheken wie u:search auch üblich – immer rechts eine Leiste, die die Ergebnisse nach weiteren Suchworten, beteiligten Personen, Einrichtungen, Dokumententypen usw. filtern lässt.

Den Vorteil von META zeigt sich etwa anhand von Einträgen aus STICHWORT. Das Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung hat schon länger einen eigenen Katalog, der auch online aufrufbar ist. Die gleichen Einträge wie im hauseigenen Katalog erscheinen in META, allerdings werden die Einträge durch gewisse Features von META ergänzt. So wird zum Beispiel der Standort der Einrichtung mit Kontaktinformationen, Öffnungszeiten und Ortung in Google Maps aufgezeigt. Bei Artikeln aus Sammelbänden und Zeitschriften stehen in der Kontextleiste die weiteren Artikel sowie der gesamte Band selbst. So kann ganz einfach auch auf die anderen Artikel geklickt werden, um Genaueres über den jeweiligen Beitrag zu erfahren. Andere Einrichtungen mit demselben Stück werden auch angeführt.[6]

Beispiel-Suchergebnis: „Riot Grrrl revisited“

Genauso kann auch nach bestimmten Genres gesucht werden: Bei der Suche nach Filmen, werden etwa gleich elf Einrichtungen mit Filmbeständen in META aufgelistet. Wer nach „großen Namen“ wie Gertrud Bäumer sucht, wird mit über 1.000 Treffern fündig. Aber auch so verschiedene Begriffe wie „Postfeminismus“, „Widerstand von Frauen“, „riot grrrl“ oder „Kurdin“ fördern zahlreiche passende Dokumente zu Tage.

Weiterentwicklungen

Seit Dezember 2016 präsentiert sich der META-Onlinekatalog im neuen Design und wurde für den mobilen Gebrauch optimiert.[7] Auf Grund von Feedback aus den Einrichtungen wurden die Dokumententypen von 16 auf elf reduziert und bestimmte Änderungen vorgenommen. Zum Beispiel war die Trennung zwischen Akten, Archivarischer Sammlung, Autograf und Nachlass/Vorlass nicht durchschaubar und wurde auch nicht einheitlich gehandgehabt.

Der Erfassungsgrad der Bestände bzw. ihr Erscheinen in META wird von der jeweiligen Einrichtung aufgrund ihrer Sammlungsrichtlinien entschieden, weswegen es sich auch immer lohnt, in Kontakt mit der jeweiligen Einrichtung zu treten oder ihr einen Besuch abzustatten. Bei der Sammlung Frauennachlässe werden in META zum Beispiel nicht die einzelnen Nachlässe beschrieben, sondern es gibt eine Bestandsübersicht und eine Beschreibung der Bestandstypen in der Sammlung (Tagebücher, Fotografien, usw.). Auch ist die Fotosammlung von STICHWORT nicht online durchsuchbar, obwohl die Sammlung in einer Datenbank erfasst ist und vor Ort im Archiv durchsucht werden darf. Es ist allerdings durchaus vorstellbar, dass in Zukunft immer mehr Bestandstypen von den jeweiligen Einrichtungen über META durchsucht werden können – es gibt nämlich diesbezüglich große Pläne.

Die Zukunft – Digitales Deutsches Frauenarchiv

Nach META liefert i.d.a. einen weiteren Beitrag zur Sichtbarkeit von Frauen- und Geschlechtergeschichte im Netz: das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF). Bis November 2018 entsteht das DDF,[8] ein Internetportal zur Frauenbewegung, das einen zentralen Zugriff auf deutschsprachige Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und –informationsstellen ermöglicht. Erstmals im deutschsprachigen Raum sollen Digitalisate, Informationen zu Beständen und zur Geschichte der Frauenbewegungen gemeinsam zugänglich gemacht werden. Angestrebt wird die Verknüpfung und Aufbereitung von Digitalem und Analogem. Ziel ist es, Positionen der Frauenbewegungen in ihrer Vielfalt zu präsentieren und möglichst ganzheitlich zu erfassen. Das DDF soll ebenfalls eine Grundlage für Recherchen über Personen, Themen, Bestände, Ereignisse oder Zeitspannen bieten.[9] Wir dürfen gespannt auf die Ergebnisse warten!

Elizabeth Kata
unter Mitarbeit von Andrea Zaremba

Anmerkungen

[1] Hauser, Margit (2015): Meta geht online. In: STICHWORT Newsletter 40/2015, S. 10-12.

[2] Ibid., S. 10.

[3] i.d.a. Dachverband (Hg.) (o.J.): Dokumentation. www.meta-katalog.eu, http://www.ida-dachverband.de/fileadmin/REDAKTION/EINRICHTUNGEN/ida/downloads/Dokumentation_meta-katalog.pdf [Zugriff: 23.1.2017]

[4] Hauser (2015): S. 11. Mittlerweile sind es 30 Einrichtungen von 40 i.d.a. Mitgliedern.

[5] Hauser (2015): S. 11-12.

[6] i.d.a. Dachverband (Hg.) (o.J.): Dokumentation. www.meta-katalog.eu, http://www.ida-dachverband.de/fileadmin/REDAKTION/EINRICHTUNGEN/ida/downloads/Dokumentation_meta-katalog.pdf [Zugriff: 29.1.2017].

[7] Digitales Deutsches Frauenarchiv: https://digitales-deutsches-frauenarchiv.de/blog/meta-katalog-neuer-gestaltung-online [Zugriff: 3.2.2017].

[8] Digitales Deutsches Frauenarchiv: https://digitales-deutsches-frauenarchiv.de/ [Zugriff: 3.2.2017].

[9] Digitales Deutsches Frauenarchiv: https://digitales-deutsches-frauenarchiv.de/sites/default/files/2016-12/DDF-Pressemitteilung_DE.pdf [Zugriff: 3.2.2017].

Von |2018-11-24T03:35:21+01:0015. Februar 2017|ForschungsAlltag|3 Kommentare

Elizabeth Kata, Bacherlorstudium der Mediävistik und Germanistik am Bryn Mawr College (USA), Masterstudium der Geschichtsforschung, historischen Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft an der Universität Wien. Archives Associate im Archiv der International Atomic Energy Agency, vorher Archivarin im STICHWORT, Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung. Forschungsschwerpunkte: Bewegungsarchive, Archivalienkunde und digitale Langzeitarchivierung.

3 Kommentare

  1. Arbeit vor Ort – fernetzt 18. April 2017 um 17:43 Uhr - Antworten

    […] Das Museum, in dem ich schon seit 2004 mitarbeite, wird ehrenamtlich betrieben – es hat also wesentlich andere Ressourcen für Forschungs- und Ausstellungstätigkeiten zur Verfügung als große Institutionen, lebt aber dafür auch von einem sehr direkten Austausch mit den Besucher*innen. Von deren Hinweisen profitiert auch die Erschließungsarbeit im Archiv – Vernetzung funktioniert also im Kleinräumigen ganz ähnlich wie auf einer europäischen Ebene, die Elizabeth Kata hier auf dem Blog beschrieben hat. […]

  2. […] Sammlung Frauennachlässe und STICHWORT) vertreten. Was Meta kann, ist in einem früheren fernetzt-Beitrag nachzulesen; aufgrund der enormen Vielfalt – Bücher, Archivquellen, Objekte, Filme und vieles […]

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