In der Schweiz streiken heute, 14. Juni 2019, landesweit Frauen*! Diese große Protestaktion fand zuletzt 1991 statt. Eine Neuauflage, die, wie auch das Frauenvolksbegehren 2.0 in Österreich, auf die lange Dauer der ungleichen Geschlechterverhältnisse aufmerksam macht.
Es ist in der Tat kein Zufall, dass 2018 Aktivistinnen* in Österreich das äußerst erfolgreiche Frauenvolksbegehren von 1997 zwanzig Jahre später wiederholt haben. Die Forderungen aus den 1990er Jahren, die hier nachgelesen werden können, wurden nie umgesetzt. Wie auch mit der #metoo-Bewegung werden in den letzten Jahren feministische Forderungen wieder breit in die Öffentlichkeit getragen, die in ähnlicher Weise die Generation „vor uns“ beschäfitgt haben.
Das macht auch Nina Seiler in ihrem Artikel auf dem Schweizer Blog „Geschichte der Gegenwart“ deutlich, in dem sie sich unter anderem auch darüber Gedanken macht, wie ein dezidiert gesellschaftspolitischer (und weniger wirtschaftlicher) Streik als Protestform nutzbar gemacht werden kann. Die Resonanz der Protestformen Frauen*streik und Frauen*volksbegehren, die in sehr unterschiedlicher Weise feministische Forderungen in die Öffentlichkeit tragen, war und ist jedenfalls groß. In Österreich unterschrieben jeweils über bzw. knapp eine halbe Million Menschen den Forderungskatalog. Der Streik in der Schweiz 1991 organisierte ebenfalls fast eine halbe Million Frauen*. Dennoch ist diese Aktion im kollektiven Gedächtnis kaum als Kampfmaßnahme erinnert:
Obwohl der Frauenstreik von 1991 den bislang grössten Streik der Schweizer Geschichte darstellt, wird er in der Streikstatistik des Landes nicht als solcher erfasst.
Nina Seiler, Über die Begriffe hinausdenken: Weshalb Schweizer Frauen* streiken.
Streikaktionen in der Schweiz
Wenn ihr euch informieren wollt, was die Schweizerinnen* heute geplant haben, könnt ihr euch natürlich im Internet informieren: Zahlreiche Seiten für viele Städte und Regionen fassen die Aktionen zusammen. Sendungen wie „Warum wir streiken…“ auf dem feministischen Radiosender „lila_blue(s). das queer_feministische Radiomagazin“ erläutern die Hintergründe und auf „Radio Bern RaBe“ gibt es zahlreiche Beiträge zum Frauen*streik.
Frauen* an den großen Schweizer Universitäten haben sich ebenfalls dem Streik angeschlossen und machen heute auf die noch immer zahlreichen Probleme und strukturellen Ungleichheiten aufmerksam, die auf Frauen und Angehöriger marginalisierter Gruppen an den Hochschulen einwirken. Dies sind vor allem höchst aktive Mittelbauerinnen*, die etwa im „Academic Manifesto for the feminist strike“ in 20 Punkten ausführen, warum ein Streik notwendig ist.
Keine Ausnahme machen da zum Beispiel auch die Kolleginnen des Berner Fachbereichs für Geschichte, die unter dem Motto „Clio streikt“ darauf beharren, dass auch „Frauen Geschichte schreiben“ und es daher mehr Professorinnen geben soll, aber auch mehr Texte von Historikerinnen* gelesen und mehr feministische Geschichtswissenschaft bzw. Frauen- und Geschlechtergeschichte gelehrt werden muss. Auch sie streiken heute.
Wir wünschen den Kolleginnen* in Bern und den Schweizer Frauen* einen erfolgreichen Kampftag!
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